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Der Name Odilia

Die Namensgebung der Odilienschule Offenburg geschah einmal, wegen

- der heilenden Tätigkeit, die die Fürstentochter und Äbtissin, in dem von ihr gegründeten Krankenhaus, in Niedermünster, zu Füßen des Odilienbergs im Elsass ausführte,

-  ihrer Verbundenheit zu den im 9. Jahrhundert bestehenden Strömungen des iroschottischen Christentums und der sich bildenden Gralsbewegung und

-  letztlich, der Nähe des Schulungsorts Offenburg zum - über die Rheinebene hinweg ersichtlichen - Odilienberg , einer alten Mysterienstätte.

 

Im Folgenden wird versucht, eine kurze biografische Übersicht über das Leben der Odilia zu geben, wie es sich aus mehreren Legenden, die um sie ranken, ergibt (siehe Literaturliste):

 

Odilia, die im Volksmund auch die Heilige Odilia (Odilie/ Ottilie) genannt wird, ohne dass die Heiligsprechung von Rom aus geschehen ist, wurde in der Mitte des 7. Jahrhunderts als Tochter des Herzogs Eticho (oder Adalrich) in dem heutigen Obernai geboren. Eticho führte, als Franke, einen germanischen Stamm. Sein Herrschaftsgebiet umfasste den Sundgau, Breisgau, Teile von Schwaben und der Schweiz.   

Als sich herausstellt, dass das Mädchen blind ist, fühlt sich der Vater von Gott für seine Sünden bestraft. Um die Behinderung seiner Tochter nicht öffentlich zu machen, verurteilt er das Kind zum Tod. Es wurde jedoch durch die Mutter, Bereswinde, gerettet, indem es einer Amme anvertraut wird. Diese bringt es zu Verwandten nach Beaume-les-Dames (Palma) östlich von Besançon, wo das Kind zunächst bei Verwandten und dann in einem irischen Nonnenkloster aufwächst. In der Zwischenzeit schenkt ihre Mutter einem Sohn das Leben. Er ist der lang ersehnte Erbnachfolger des Herzogs.

Als Odilia 12 Jahre alt ist, hat der Bischof Ehrhard von Regensburg, ein Wanderbischof, der später heiliggesprochen wird, einen Traum, in dem ihm gedeutet wird, dass er nach Beaumes-les-Dames reisen soll, um dort ein junges Mädchen, das blind sei, zu taufen. Odilia gewinnt in der Taufe durch das Eintauchen in Wasser, ihr Augenlicht und wird ‚erleuchtet’. Dies wird von einigen Biografen als übersinnliches Geschehen interpretiert; d.h., dass sie das Licht als eine seelisch-geistige Erfahrung, als eine Einweihung erlebt hat und sich fortan dem Dienste Gottes widmet und Kranke und Gebrechliche pflegt.

Durch Bischof Erhard wird ihr der Name Odilia zuteil, was in lateinischer Sprache Sol Dei bedeutet, die Sonne Gottes. In diesem Namen ist auch - in Analogie zu dem OD des Odin - eine enge Verbindung zu der ‚Od-Kraft’ des nordisch-germanischen Gottes, der das Ätherische repräsentiert, vermutet worden.

Der Bruder Odilias, dem ihre Existenz zu Ohren kommt, entschließt sich, ohne den Vater zu verständigen, seine Schwester zurückzuholen. Der Vater gerät bei ihrer Ankunft so in Zorn, dass er den Bruder niederschlägt. Einigen Berichten zufolge erlag Hugo den Schlägen, während andere Biografen darauf hinweisen, dass er durch Odilia geheilt und später zum Stammvater verschiedener europäischer Dynastien wurde.

Da Odilia sehend geworden war, war der Vater gewillt, sie am Hofe zu behalten, und ließ sie von einer aus Großbritannien stammenden Klosterfrau erziehen. Später wollte er sie standesgemäß verheiraten, da sie zu großer Schönheit erblüht war. Dieses, auf machtpolitischen Ambitionen beruhende Ansinnen des Vaters, lehnte sie ab, trotz Drängen des Vaters und dem Werben vieler angesehener Edelleute, um sich den Armen und Kranken zu widmen. So blieb ihr nur der Ausweg, den Hof des Vaters heimlich zu verlassen und zu flüchten.

Ihre Flucht endete in Adalrichsheim, dem heutigen Arlesheim bei Basel, in der sogenannten Eremitage, einer Schlucht, die in der Nähe des Goetheanums liegt, wo sie sich vor der Verfolgung ihres Vaters in einer Höhle versteckte. Von dieser Höhle wird gesagt, dass es dieselbe sei, wo sich später Parzival und Trevizent treffen.

Wie die Legenden berichten, kehrt Odilia zurück zu der Hochburg des Vaters, dessen Widerstand nun gebrochen ist und der sich mit ihr versöhnt. In der Überlieferung heißt es, dass ihn bei ihrer Verfolgung ein Steinschlag in der Nähe der Höhle, in die sich Odilia versteckt hatte, getroffen habe. Er verlor für einen Augenblick das Bewusstsein, wodurch eine innere Schau und Einkehr ermöglicht wurde. Es wird angenommen, dass Odilia den Sinneswandel ihres Vaters durch ihr intensives Gebet bewirkte. Eticho wurde ein mächtiger Beschützer des Christentums weit über seine Lande hinaus.

 

Im Jahre 690 errichtete sie ein Kloster auf der Stelle einer alten Mysterienstätte. Hierbei fand sie auch die Unterstützung von iroschottischen Mönchen, die als Wandermönche Mitteleuropa christianisierten. Da der Weg zum Kloster auf den Höhen für viele kranke Menschen nicht möglich war, wurde 718 durch ihre Initiative weiter unten im Tal in Niedermünster ein Krankenhaus gebaut, in dem vor allen Dingen Pilger gepflegt wurden, deren Aufstieg zum höher gelegenen Kloster nicht möglich war. Außer dem Krankenhaus wurde eine Kirche und ein weiteres Kloster errichtet. Auch dieser Ort des Klosterspitals war eine frühere Mysterienstätte. Odilia teilte ihre Aufgaben zwischen dem Gebet im Kloster und den Heilimpulsen, die sie den Menschen im Krankenhaus zukommen ließ.

Odilia scheint ein besonderes Verhältnis zu Johannes dem Täufer gehabt zu haben, dem sie eine Kapelle mit seinem Namen würdigte. Seine Initialen IAO kommen auch in ihrem Namen vor.

Etwas unterhalb der oberen Klosteranlage entsprang eine Quelle, die Odilia – laut Legende – mit einem Stab aus einem Fels schlug. Die Heilkräfte dieser Quelle werden heute immer noch zu medizinischen Zwecken verwendet (Basis der Augentropfen der Firma Wala).    

Es kommen viele Pilger aus verschiedenen Ländern zum Kloster, Geistliche und Gelehrte, die ihren Rat suchen. Gleichzeitig erweitert sie das Kloster um viele Klosterfrauen, denen sie als Äbtissin vorsteht.

Odilia stirbt hochbetagt am 13. Dezember 760, nachdem sich viele Wunder, vor allem bei den Krankenheilungen, zugetragen haben sollen.

Der Berg im Elsass, auf dem das Kloster liegt, bekam später den Namen Odilienberg.

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